Die Bühne erfüllte modernes Theaterspiel,
Es handelte von gläsernen Tränen,
Und wem es sehr gefiel,
Konnte einige mit nach Hause nehmen.

 

 

Auch wir deckten uns damit ein,
Doch unser Ziel war nicht das Heim.
Wir schritten in die tiefe Nacht hinein.
In dieser Nacht entsprang in mir ein Keim.

 

 

Ein Keim, den ich nur sehr undeutlich spürte,
Entwickelte sich auf unsrem Gange,
Der uns durch winterliche Kälte führte
Entlang Gebäuden von altehrwürdigem Range.

 

 

Einige Sequenzen der Unterhaltung,
Die mir heute noch einfielen:
Sie fragte mich nach meiner Meinung
Zum Trend der Zeit - Computerspielen.

 

 

Ich bin etwas verstört -
"Was denkst Du über mich?"
Sie hat mich falsch gehört:
"Computerspielen ist doch lächerlich!"

 

 

"Nein, ich spiele nicht damit!"
"Ich denke d o c h, hast du gemeint."
"Unser Verständnis eben etwas litt!"
Die Situation ist wieder bereint.

 

 

"Mein Papa", behauptet sie perdu,
"Trägt auch ein rundes Nickelnasenrad,
Er sieht genauso aus wie Du:
Blonde lange Locken, die er hat;

Er ist genauso schlank und rank."
Doch bald sie ab vom Thema gerät:
"Mit meiner Schwester hab ich steten Zank,
Wenn's um's Behüten meiner kleinen Schwester geht."

Drei Vampire beim Überfall auf die unschuldige Chorleiterin Bärbel M.


"Du hast zwei Schwestern?", werf' ich ein,
"Ja, leider, denn die kleine ist erst zwei,
Sie kann noch nicht zu Hause sein allein.
Wer auf sie aufpaßt, darum gibt es Streiterei."

(Nebenbei erwähnt, lernte ich schon vor
Dem Theaterstück ihre Anverwandten kennen:
Ihre Mutter, ihre Oma, ihren Großvator,
Und auch die große Schwester will ich nennen.)

Doch leider war die Zeit für uns vorbei.
"Wie kommst Du denn nach Hause um die Zeit?"
"Laufen, Zug, laufen, Taxi und nochmal Lauferei."
"Ich bring Dich zum Bahnhof.", erklärte ich mich bereit.

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Einige Tage später versorgte sie mich
Mit einer Scheibe Angelo Branduardis.
Sie sagte: "Die Musik ist herrlich."
Ich fand sie einigermaßen mies.

 

Denn ich, was ich bis jetzt verschwieg,
War mit Haut und Haarn dem Heavy Metal zugetan.
Doch weil die Vernunft errang den Sieg,
Hörte ich die Platte zumindest an.

 

Ein, zwei Tage später nun
Schlenderten wir im Park der Stadt umher.
Gerade war das Gespräch im Ruhn
(Wir gingen dicht nebeneinander her),

 

Da schnappte ihre Hand plötzlich nach der meinen.
Aufgeregt mußte ich schlucken - pure Stille.
Wie konnten sich unsre Hände plötzlich so vereinen?
Ich genoß den Augenblick, er war mein letzter Wille.

 Uns umschloß schon wieder tiefe Nacht,
Wir schlenderten, um innig uns zu fassen.
Ein Feuer war in meiner Brust entfacht,
Alles außer ihr sah ich erblassen.

Zum Beispiel meine Eltern sah ich nicht mehr,
Wir waren verabredet zum Abendbrot um acht,
Doch dieser Zeitpunkt war schon lange her,
Dieses Mädchen hielt mich an sich mit aller Macht.

Christiane und David auf dem Weg zum Woodstockfestival, September 1969

Und fragte mich auf des Bahnsteigs Territorium,
Warum ich meine Hand nicht weggezogen.
"Vor zwei Wochen vor dem Stück auf dem Podium
Sagtest du: 'Wem ich etwas schenk´, bin ich gewogen.'

Und das bin ich auch bezüglich deiner.
Deshalb zieh' ich meine Hand nicht fort,
Sondern greife deine mit meiner..."
In diesem Augenblick erreicht der Zug den Ort.

Der Abschied fiel uns schwer.
Der Zug verschwand bald hinter einem Hügel,
Und das kalte Grauen fiel über mich her
Wegen der Angst vor meiner Eltern Prügel.

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